Prof. Ludger Brands
ARCHITEKTUR


Architektur ist Geschichte und Handwerk – Stadt ist Haus ist Material

Architektur und Geschichte sind eng miteinander verwoben. Architektur denken bedeutet den Ort, aber vor allem seine Geschichte einzubinden und diese Geschichte weiterzudenken, zu erneuern und zu interpretieren. Die Einbindung von Geschichte und Tradition ist im Gegensatz zu den auf egoistisch gedachten reine Sensation abzielenden Konzepten ein zentrales Anliegen der Architektur. Die reine Reduktion also von Architektur auf das Objekt, das sich nur auf sich selbst bezieht und nicht auf die Umgebung also nicht auf die Stadt reagiert, erzeugt keine Stadt. Architektur und Stadt stehen in einem wechselseitigen Bezug. Architektur bespielt den öffentlichen Raum und  ist damit verantwortlich für Atmosphäre, Identität und Unverwechselbarkeit. Jeder Ort hat seinen spezifischen Geist, den es zu erkennen gilt – geprägt durch das gute Vorhandene oder durch die geschichtliche Bedeutung des Kontextes, also auch durch das Verlorengegangene - jedes Einfügen von Architektur sollte unbedingt unter Respektierung dieser Kontexte erfolgen. Jeder architektonische Eingriff verändert den Ort, er soll aber dem Ort etwas Positives geben, die atmosphärischen und auratischen Qualitäten steigern und nicht durch eigene Überdramatisierung etwas nehmen. Legitime Mittel sind neben der Schaffung neuer Architektur auch die Rekonstruktion bedeutender verloren  gegangener stadtbildprägender Gebäude, die zum Gedächtnis der Stadt gehören und emblematischen Charakter besitzen. Qualität und Körperhaftigkeit von Architektur aber auch von Stadtstruktur und öffentlichem Stadtraum hängt nicht zuletzt von ihrer Materialität ab. Gute Materialien werden der Natur entnommen und handwerklich entwickelt. Diese menschliche Arbeit, stellt einen großen Wert dar, einen materiellen aber auch immateriellen und geistigen, Architektur ist  im Kopf erdacht und mit den Händen geformt.

Potsdam 2015